Vor ziemlich genau einem Jahr hat Albert Füß das Amt des Geschäftsführers beim ERC Sonthofen übernommen. Ein guter Anlass, um gemeinsam auf das vergangene Jahr zurückzuschauen und einen Blick auf die aktuelle Situation sowie die Zukunft zu werfen.
Onlineteam: Hallo Albert, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Seit fast einem Jahr bist du nun im Amt des Geschäftsführers. Wie ist dein Fazit zu Jahresende?
Albert Füß: Für mich sicher nicht zufriedenstellend: einerseits die finanzielle Situation, insbesondere auch durch die Belastung aus dem Vorjahr. Andererseits gibt es viele neue Baustellen in dieser Saison, die zeitaufwendig und belastend sind, wie z.B. die ganze Bewirtungssituation im Stadion. Hier gibt es immense Auflagen, die für mich nicht immer ganz nachvollziehbar sind.
Was meinst du damit?
Fehlende Genehmigungen, auch viele Jahre zurückliegend, holen uns jetzt ein. Außerdem werden uns von heute auf morgen Gasgrille untersagt. Das alles stellt unsere Kiosk-Bewirtung immer wieder in Frage. Bestandsschutz gibt es hier anscheinend nicht. Und das ist auch nur die Spitze des Eisbergs. Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen.
Das vergangene Jahr wurde bekanntlich mit einem dicken Minus abgeschlossen. Wie sehr spielt das in dieser Saison noch eine Rolle?
Die Einnahmen in dieser Saison mussten bisher für Verbindlichkeiten der vergangenen Saison herhalten, sodass alle Gläubiger befriedigt wurden. Es kann ja nicht sein, dass Gesellschafter, die unter anderem Eishockey in Sonthofen überhaupt erst ermöglichen, laufend finanziell unterstützen.
Wie sieht es diese Saison an der Sponsorenfront aus? Was gibt es zu verbessern?
Mit Lukas Slavetinsky haben wir zusammen viel erreicht, auch wenn der eine oder andere Sponsor aus verschiedenen Gründen nicht mehr zur Verfügung stand. Hier arbeiten wir u.a. daran, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und auch die Sponsorenbreite zu erweitern. Gerade in unserer Region ist das aber – ehrlich gesagt – auch kein einfaches Unterfangen.
Du hast gerade Lukas angesprochen: Lukas ist kurz vor der Saison dazugestoßen. Wie habt ihr die Aufgaben aufgeteilt und wie ist die Zusammenarbeit mit Lukas?
Die Zusammenarbeit mit ihm kann ich als überaus positiv bewerten. Lukas ist für den gesamten Spielbetrieb verantwortlich und er bringt sich auch bei der Sponsorensuche und -pflege sehr gut ein. Die Leitung des „Unternehmens“ und deren Verwaltung liegen bei mir.
Trotzdem bleibt viel zu viel Arbeit auf zu wenigen Schultern verteilt. Ich selbst kümmere mich neben meinen klassischen Geschäftsführeraufgaben um jede Menge weitere Themen, wie Stadion, Verpflegung, Sauberkeit, technische Ausstattung der Wirtschaftsbetriebe etc. Sprich ich bin das „Mädchen für Alles“.
Ebenso hat der Tod von Karin Schäfer ein riesiges Loch für mich, den Club und auch den Verein hinterlassen. Bei ihr lag sehr vieles in guten Händen und wir konnten uns voll und ganz auf Karin verlassen, sodass ich mich um diese Bereiche nicht selbst kümmern musste. Umso schwieriger ist jetzt die Situation, sich in diese Vorgänge einzuarbeiten, einen Überblick zu bekommen und alles ordnungsgemäß zu bearbeiten.
Lukas stand bereits vor zwei Wochen Rede und Antwort zur sportlichen Situation. Wie sieht es denn finanziell gesehen mit Neuzugängen aus?
Für Außenstehende mag es den Eindruck erwecken, dass der Club die sportliche Seite ohne Reaktionen hinnimmt. Wir haben schon vor der Saison mitgeteilt, dass wir nur finale Entscheidungen kommunizieren. Nur wenige Eingeweihte wissen, dass ich in der letzten Zeit bereits eine ganze Reihe von Verträgen für Neuzugänge erstellt hatte und zwar in mehreren Versionen mit Nachbesserungen.
Lukas hatte bereits Flüge, Unterkünfte und vieles mehr für neue Spieler organisiert. Letztlich aber leider alles ohne Erfolg. Kurz vor den Vertragsunterzeichnungen kamen dann immer die Absagen.
Wir haben zum Beispiel auch schnell auf die Verletzung von Vladimir Kames reagiert. Um sich das besser vorzustellen, hier ein kurzer Abriss: Zuerst war die Reaktion auf ein Angebot an einen Spieler negativ, dann kam wieder Bewegung rein. Nachts gegen 22:00 Uhr habe ich, auf einen Anruf von Lukas hin, schnell einen Vertrag erstellt und alles schien einen positiven Verlauf zu nehmen. Trotz aller Bemühungen war auch dies nicht von Erfolg gekrönt.
Warum wir bei all diesen Aktionen nicht erfolgreich waren, kann ich leider nicht sagen. Auch die Zustimmung zu Spielerabgängen ist aus meiner Sicht in Ordnung. Spieler mit Abwanderungsgedanken identifizieren sich nicht mehr mit dem Club und bringen dadurch auch nicht mehr die gewünschte Leistung.
Wir nehmen diese Erfahrungen mit und wollen es nächste Saison besser machen! Das heißt für uns, dass wir für die kommende Saison rechtzeitig Spieler an Land ziehen, die mit Herz für den ERC auf dem Eis stehen und erfolgreich sind.
Der Zuschauerrückgang macht der Gesellschaft wahrscheinlich auch zu schaffen. Was ist dein Appell an die Fans, vor allem jetzt in der Weihnachtszeit?
Auch wenn es leichter gesagt als getan ist: Wir müssen durch das Tief durch und dann werden sicher auch wieder bessere Zeiten kommen.
Um das zu schaffen, sind neben allen aktiven Personen auch unsere Fans und Zuschauer gefordert, die Mannschaft in einer solch schwierigen Situationen zu unterstützen. Für die Spieler ist es doch angenehmer, mit entsprechender Unterstützung auf dem Eis zu stehen.
Mit Ausnahmen spielt die Mannschaft nicht schlecht. Dennoch aber leider wenig erfolgreich. Die Punkte sind nun mal entscheidend.
Daher mein Appell: Kommt ins Stadion! Die Mannschaft braucht euch und auch finanziell gesehen, seid ihr unser Rückgrat.
Gibt es noch etwas, das du gerne loswerden würdest?
Ich möchte zum Schluss gerne noch etwas zu den vielen kritischen Stimmen sagen: Wir nehmen uns konstruktive Kritik zu Herzen und tun sie nicht einfach ab. Auch wir wollen uns stetig verbessern und dazu gehört, auch Kritik ernst zu nehmen. Keine Frage.
Doch leider kommen auch immer wieder Aussagen, die einfach über das Ziel hinausschießen. Wenn diese Leute meinen, unseren Job besser machen zu können, dann sollen sie sich doch bitte aktiv einbringen. Mit bloßem Gerede ist niemandem geholfen.
Wir haben viele Ideen, die wir gerne umsetzen würden. Doch leider fehlen ehrenamtliche Helfer, die diese Aufgaben übernehmen könnten. Jeder, der mit anpacken will, Eishockey in Sonthofen wieder erfolgreicher zu machen, ist uns herzlich willkommen!
Vielen Dank für das ausführliche Interview, Albert!
Danke auch von mir. Ich wünsche allen Fans, Sponsoren, Gönnern sowie vor allem unseren ehrenamtlichen Helfern ein frohes Weihnachtsfest und hoffe, wir sehen uns zahlreich zum Spiel gegen den EC Peiting.