Ein am Freitag Abend begeisterndes ERC-Team hinterließ ein fasziniertes Publikum und erspielte sich das heiß ersehnte Endspiel am Sonntag in Waldkraiburg. Stand der Play-off-Serie 1:1 (best-of-three).
Was für einen magischen Eishockeyabend an der Hindelanger Straße durften die insgesamt 1200 Fans des EHC Waldkraiburg und des heimischen ERC Sonthofen erleben. Das war beste Werbung für den Eishockeysport mit einem weit über das Landesliganiveau hinaus tollen Play-off-Abend mit dem besseren Ende für die Schwarz-Gelben.
Vor ausverkauftem Haus ging es ohne viel Abtasten sofort in die Vollen. Die Gäste mit schnellem, schnörkellosem Spiel und immer gleich den Abschluss suchend, der ERC dagegenhaltend und hellwach vom ersten Bully an. Fünf Minuten standen auf der Uhr, als der EHC die erste Strafe zog. Nur wenige Zeigerumdrehungen später setzte David Mische hinter dem Tor energisch nach und vollendete zur viel umjubelten 1:0-Führung. Sonthofen jetzt richtig im Spiel und zwingender in der Offensive. In der 8. Minute bediente dann Roman Zwicker Kapitän Marc Sill hinter dem EHC Kasten, der legte in die Box auf Valentin Köcheler und es ertönte erneut die Torsirene zum 2:0. Das Stadion war nicht mehr zu halten, doch die Geschwindigkeit des Spieles ließ keinen Raum zum Verschnaufen. Kurz darauf zogen die Oberallgäuer eine Strafzeit, die sich nur zwei Sekunden später rächen sollte: Waldkraiburg netzte vom Bully weg durch Soukop zum 1:2-Anschlußtreffer ein (Seifert/Vogl). Und weiter ging die wilde Fahrt. Waldkraiburg mit superschnellem Umschaltspiel immer sehr schnell vor dem Tor von Calvin Stadelmann, der in der Folge dieses Berichts noch öfters seine Anerkennung erfahren wird. Vierzehn Minuten waren gespielt da bekam Dan Przybyla die Scheibe von Matyas Stransky und löffelte das Spielgerät an Torhüter Lode vorbei in die Maschen zum 3:1-Pausenstand.
Zu Beginn des zweiten Abschnittes zeigte sich der ERC wieder von Beginn an hellwach. Aaron Grillinger legte auf Stransky rüber, dieser quer auf David Mische, dessen Hammer zum 4:1 im Gästegehäuse einschlug. Das gleiche Duo der Schwarz-Gelben zeigte sich dann auch zur Spielhälfte für den fünften Treffer des ERC verantwortlich. Havlicek gab die Vorlage auf Mische, die Nummer 9 der Schwarz-Gelben leitete auf Stransky weiter, der nicht lange zappelte und die Scheibe zur komfortablen 5:1-Führung über die Linie bugsierte. Ab Mitte des zweiten Drittels nahmen beide Teams ein wenig das Tempo aus dem Spiel und Waldkraiburg übernahm mehr und mehr die Kontrolle. Folgerichtig war dann der Anschlusstreffer zum 2:5 durch Josefs Dana (Assist Vogl). Der EHC fuhr in der Folge Angriff um Angriff, scheiterte aber spätestens an ERC-Keeper Calvin Stadelmann, der hielt, was es zu halten gab. Waldkraiburg, die Topmannschaft der Gruppe B, verhielt sich dann in Sachen Fairness mehr als vorbildlich: Stürmer Josef Dana zeigte nach Strafe gegen den ERC dem Schiedsrichter Gespann an, dass beim Sonthofner Rettungsversuch durch Robin Berger kein Foul gegen ihn vorlag. Die vermeintliche Strafzeit wurde daraufhin unter dem Applaus der 1200 Zuschauer zurückgenommen. Die letzten Minuten vor dem zweiten Pausentee entwickelten die Gäste weitere Druckphasen und zeigten auf, was für eine Wucht in den EHC-Angriffen stecken kann. Tore wollten allerdings keine mehr gelingen und so ging es mit 5:2 in die Pause.
Wer jetzt glaubte, er habe an diesem Abend schon alles gesehen, der hatte sich getäuscht. Wieder waren es die Schwarz-Gelben, die top fokussiert aus der Kabine kamen. Kurz nach dem Wiederanpfiff bediente Adam Suchomer seinen Kapitän Marc Sill, dieser schickte Dan Przybyla auf die Reise, der eiskalt mit der Rückhand zum viel umjubelten 6:2 verwandelte. Das Stadion war nicht mehr zu halten, durfte aber das jubelnde Momentum nur kurze Zeit genießen, plötzlich sah sich der ERC einer doppelten Unterzahl ausgesetzt. Waldkraiburg machte Druck, der Hexenkessel brodelte, die ERC-Cracks kämpften um jeden Zentimeter Eis und am Ende war da noch ein Calvin Stadelmann zwischen den Pfosten, der sich mit oder ohne Kelle in jeden Schuss warf. Zeitweise stand der Junge Goalie unter Dauerbeschuss, präsentierte aber immer die richtige Lösung, was das Sonthofer Publikum mit stehenden Ovationen und Stadelmann Sprechchören belohnte – Gänsehaut pur. Die letzten zehn Minuten waren angebrochen, beide Teams nutzten den Kontakt zur Strafbank abermals aber die Gäste mit dem besseren Ende durch Daniel Hora, der in Überzahl auf 3:6 verkürzte (Soukop/Hermann). Waldkraiburg, nun im Stile einer Spitzenmannschaft immer an sich glaubend, aber in Calvin Stadelmann immer wieder seinen Meister findend, setzte nun alles auf eine Karte, nahm den Torhüter vom Eis und ging noch einmal „all in“. In dieser Druckperiode erkämpfte sich David Mische die Scheibe. Mische legte auf Stransky, der startete ins gegnerische Drittel und vollendete gekonnt im „empty net“ zum 7:3-Endstand.
Nach diesen denkwürdigen sechzig Eishockeyminuten heißt es für das Team von Kapitän Marc Sill durchatmen, Kräfte sammeln und das Erreichte genießen, bis die „Löwen“ zum alles entscheidenden dritten Halbfinalspiel am heutigen Sonntag laden. Spielbeginn in Waldkraiburg ist um 17:15 Uhr.
Foto: Bettina Brunner
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