Eine Woche nach dem deutlichen 7:2-Heimerfolg gegen den EV Ravensburg, hat der ERC Sonthofen gegen den Tabellenletzten ERSC Ottobrunn einen hart umkämpften, am Ende aber verdienten 5:2-Sieg eingefahren. Fast 950 Zuschauer feiern den zweiten Saisonerfolg. Am Sonntag um 18 Uhr steht gegen den SC Forst erneut ein Heimspiel auf dem Programm.
Freitagabend, Eishockey-Primetime in Sonthofen – und die Zuschauer im Eisstadion an der Hindelanger Straße spürten vom ersten Bully an: Die Jungs in den schwarz-gelben Trikots hatten sich viel vorgenommen. Von Beginn an schnürten sie die Ottobrunner im eigenen Drittel ein. Nach gerade einmal 25 Sekunden tänzelte Ondrej Havlicek ins gegnerische Drittel und bediente Vladimir Kames. Dessen Schuss landete am Querbalken des ERSC-Gehäuses. Ein erster Warnschuss. Es folgten weitere, bis in der zweiten Minute Dustin Ottenbreit das gegnerische Tor umkurvte. Der Stürmer hatte ein feines Auge und entdeckte Jochen Hartmann im Slot – 1:0!
Und in diesem Tempo ging es weiter: Die Sonthofer, mit Calvin Stadelmann zwischen den Pfosten und wieder mit Justin Weber im Lineup (dafür fehlte Denis Adebahr), ließen die Gäste in den ersten Minuten nicht ansatzweise zur Entfaltung kommen. Mitunter schnürten sie sie in der eigenen Zone ein, und man hätte den Eindruck gewinnen können, der ERC spielte in Überzahl. Der ERSC-Kasten war in der Anfangsphase unter Dauerbeschuss von einer vor Spielwitz nur so strotzenden Sonthofer Mannschaft. Und dann passierte in der 9. Minute das, was zu diesem Zeitpunkt niemand für möglich gehalten hatte: Mit ihrem ersten Schuss erzielten die Gäste den Ausgleich. Die ERC-Abwehr hatte in der eigenen Zone leichtfertig den Puck vertändelt. Die Ottobrunner nutzten diese kurzzeitige Unordnung und netzten zum 1:1 ein.
Doch ähnlich wie bei den Gegentreffern beim ersten Heimspiel gegen Ravensburg ließen sich die Hausherren auch von diesem überraschenden Tor nicht aus dem Konzept bringen. Der Fuß auf dem Gaspedal der Truppe von Coach Helmut Wahl und Spielertrainer Vladimir Kames kannte nur eine Richtung: nach unten. Weil allein der quirlige Dan Przybyla allerdings drei gute Einschussmöglichkeiten nicht verwerten konnte, ging es mit dem Unentschieden in die Kabinen.
Die Pause schien zunächst eher den Gästen gutgetan zu haben: Die Partie gestalteten sie nun offener und nahmen ERC-Keeper Stadelmann häufiger unter Beschuss. Zwar suchten die Sonthofer auch weiterhin den Weg zum Ottobrunner Tor, allerdings kamen die Pässe nicht mehr ganz so präzise bei den Mitspielern an. Als viele Zuschauer dachten, der im ersten Drittel so gut geölte ERC-Motor sei in diesem Spielabschnitt etwas ins Stocken geraten, vollendete in der 30. Minute niemand anderes als Kapitän Marc Sill in Überzahl aus kurzer Distanz zum 2:1 (Assists: Vladimir Kames, Ondrej Havlicek). Nur eine Zeigerumdrehung wollte Adam Suchomer nicht mit ansehen, wie der Ottobrunner Tizian Fürst seinen Keeper bedrängte, obwohl dieser den Puck bereits gesichert hatte. Der Verteidiger ließ sich auf einen ordentlichen Faustkampf mit dem Ottobrunner ein, aus dem er als klarer Sieger hervorging. Die Folge: Beide Spieler erhielten eine überharte fünf-plus-Spieldauer-Strafe und mussten vorzeitig zum Duschen.
Als das Momentum auf Seiten der Gastgeber wanderte, schlugen die Gäste erneut eiskalt und zu diesem Zeitpunkt überraschend zu: Die Sonthofer agierten in Überzahlspiel, verloren aber den Puck auf Höhe der Mittellinie und kassierten in der 36. Minute den erneuten Ausgleich. Mit diesem Ergebnis wollten sich die Schwarz-Gelben bis zur Pause nicht abfinden: Nach einem sehenswerten Konter über Aaron Grillinger setzte Josef Slavicek zu einem noch sehenswerteren Schlenzer unter die Latte an und markierte wenige Sekunden vor der Drittelsirene das 3:2 (40. Minute).
Drittel drei starteten beide Teams mit offenem Visier. Einer, der an diesem Abend besonders munter wirkte, war Filip Krzak. Der tschechische Zugang tankte sich mit Speed ins gegnerische Drittel, umkurvte den ERSC-Kasten und erzielte per „Bauerntrick“ das 4:2. Drei Minuten vor dem Ende zogen die Gäste ihr letztes As aus dem Ärmel und holten Keeperin May zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Doch auch dieser Schachzug nützte den Gästen nichts: 74 Sekunden vor der Schlusssirene traf Nikolai Streif ins leere Tor zum viel umjubelten 5:2-Endstand. Damit haben die Sonthofer ihren zweiten Saisonsieg im zweiten Spiel eingefahren. Besonders erfreulich: Erneut waren über 900 Zuschauer im Eisstadion und sorgten für eine prächtige Kulisse.
In weniger als 48 Stunden geht es direkt weiter mit dem dritten Heimspiel in Folge: Am Sonntag erwarten die Schwarz-Gelben den SC Forst, gegen die sie in der Vorbereitung zwei enge Spiele bestritten haben, dabei eine 1:3-Niederlage einstecken mussten und 3:2 gewannen. Erstes Bully ist um 18 Uhr im Eisstadion an der Hindelanger Straße.
Text: Nicolas Berthold
Fotos: Bettina Brunner
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