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"Unsere Fans sind unser größter Vorteil"

Vladimir Kames ist beim ERC Sonthofen der Mann für alle Fälle: Der 41-jährige Verteidiger schleift jeden Tag unzählige Paar Schlittschuhe, zwischendurch führt er Gespräche mit Eltern von Nachwuchsspielern und feilt anschließend zusammen mit Coach Helmut Wahl an der taktischen Ausrichtung der ersten Mannschaft. Ganz nebenbei ist der in Kladno geborene Deutsch-Tscheche eine unabdingbare Stützte für den sportlichen Erfolg der Oberallgäuer. Am vergangenen Wochenende hat der Spielertrainer sein 300. Pflichtspiel für die Schwarz-Gelben absolviert. Zeit für ein Gespräch.


Vladi, herzlich Glückwunsch zum Einzug ins Halbfinale. Beim 5:2 in Trostberg hast du zudem dein 300. Match im Trikot des ERC gespielt.

Vladimir Kames: Danke, das mit den 300 Spielen war mir gar nicht bewusst.


Seit neun Saisons stehst du für die Sonthofer auf dem Eis. Was ist das für ein Gefühl, schon so lange Teil dieses Traditionsvereins zu sein?

Vladimir Kames: Das ist ein tolles Gefühl. Es ist nicht meine Art, ständig die Vereine zu wechseln. Ich bin eher der loyale Typ. Als ich 2016 in der Oberliga-Zeit mit der kompletten Familie ins Oberallgäu gekommen bin, war es mir wichtig, langfristig Fuß zu fassen und zusammen mit den Menschen, die ebenfalls so viel für diesen Verein tun, etwas aufzubauen. Es macht mich stolz, auch nach so vielen Spielen Teil dieses großartigen Klubs zu sein.


Bei 300 Pflichtspielen für den ERC hast du Einiges erlebt. Wie groß ist jetzt die Vorfreude auf das erste Halbfinale am Sonntag vor heimischer Kulisse?

Vladimir Kames: Gewaltig. Wir sind jetzt das dritte Jahr in Folge im Halbfinale. Das ist schon eine tolle Leistung, die wir hier alle zusammen erreicht haben – Spieler, Trainer, Staff und alle Mitarbeitenden und helfenden Hände bei den Spieltagen. Dass wir erneut zu den besten vier Teams gehören, spricht schon für uns.


Im Achtel- und Viertelfinale habt ihr jeweils gegen Teams gespielt, gegen die ihr in der Hauptrunde nicht angetreten seid. Jetzt wird es vermutlich mit Burgau oder Germering gegen Vereine gehen, die ihr aus diesem Jahr gut kennt. Ein Vorteil?

Vladimir Kames: Einerseits könnte es uns egal sein. Es ist Halbfinale, und in den Playoffs ticken die Uhren anders. Die Qualität ist hoch. Da ist es egal, gegen wen wir spielen. Wir wollen ins Finale. Auf der anderen Seite könnte es auch ein kleiner Vorteil sein, weil wir die Gegner aus der Hauptrunde kennen und besser einschätzen können, wie sie taktisch auftreten. Am Ende ist es wichtig, dass wir uns auf uns und unser Spiel konzentrieren. Und das werden wir auch tun.


Das Halbfinale wird erneut als Best-of-Three-Serie ausgetragen. Nur zwei Siege reichen zum Weiterkommen. Ist so eine kurze Serie Fluch oder Segen?

Vladimir Kames: Es ist eine Mischung. Gerade für uns als Heimteam ist es wichtig, mit einem Sieg zu starten. Wenn du in diesen kurzen Serien das erste Match verlierst, hast du brutalen Druck. Gleichzeitig erhöht das aber auch den Fokus. Als Team musst auf den Punkt bereit sein: Wechsel für Wechsel, Minute für Minute. In einer Best-of-Five-Serie kannst du dir mal eher einen Ausrutscher leisten. Jetzt nicht.


Da spricht es dann für die Qualität der Mannschaft, dass ihr in der Hauptrunde viele enge Spiele am Ende noch gedreht und für euch entschieden habt.

Vladimir Kames: Das sehe ich auch so. Aber das ist nicht etwas, was du dir mit Start der Playoffs aneignest. Das baust du dir als Mannschaft in der Hauptrunde auf, vom ersten Spiel an. Das kommt nicht von alleine, sondern ist mit harter Arbeit verbunden. Wir glauben an uns.


Ihr startet am Sonntag vor heimischer Kulisse. Das Stadion wird mit Sicherheit wieder voll sein und die Stimmung toll. Das könnte euch noch einen Extra-Push geben, oder?

Vladimir Kames: Auf jeden Fall. Wir spielen doch die ganze Hauptrunde dafür, dass wir eine gute Ausgangsposition für die Playoffs haben – und für uns heißt das, Heimrecht zu haben. Es gibt der Mannschaft ein unglaublich gutes Gefühl, unser Stadion mit unseren Fans im Rücken zu wissen. Die Zuschauer sind unser größter Vorteil. So einen Rückhalt hat sonst niemand in der Liga.


Bei der Mannschaftsaufstellung wird dein Name von den Fans immer mit am Lautesten gerufen. Für sehr viele bist du ein unverzichtbarer Teil des Vereins.

Vladimir Kames: Das freut mich sehr. Für mich sind die Fans und alle, die sich mit so viel Herzblut für den Nachwuchs und den ganzen Klub engagieren, sehr wichtig. Ich weiß, was sie in den vergangenen Jahren durchgemacht haben. Das schweißt zusammen. Ich bin schon so lange in Sonthofen, dass mich jeder kennt – und andersherum.


Du trägst seit neun Spielzeiten das Trikot des ERC. Welche Momente sind dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Vladimir Kames: Auf jeden Fall meine erste Spielzeit in der Oberliga 2016/2017. Damals haben wir es überraschend ins Halbfinale gegen Bad Tölz geschafft, obwohl wir eine durchwachsene Hauptrunde gespielt und sie auf dem achten Platz abgeschlossen haben. Dann haben wir in den Playoffs gleich den Tabellenführer rausgeworfen. Dann fällt mir noch das Bezirksliga-Finale 2022 ein und der damit verbundene Aufstieg in die Landesliga. Das waren unvergessene Momente.


Neun Spielzeiten und 300 Spiele für den ERC. Wie viele kommen noch dazu?

Vladimir Kames: In dieser Saison hoffentlich noch ein paar. (lacht) Und bei allem, was darüber hinaus geht, sollen sich die Fans überraschen lassen.


Vladi, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute fürs erste Halbfinale!


Erstes Bully am Sonntagabend im Eisstadion an der Hindelanger Straße ist um 18 Uhr.


Fotos: Bettina Brunner

 

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